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Im Sessel reisen

Momentan befinden wir uns in einer Phase, in der wir uns wieder mehr in die heimischen Gefilde zurückziehen, die Pandemie breitet sich aus und fast sämtliche Unternehmungen sind erst einmal gestrichen. Darunter auch das Reisen, normalerweise eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Ich bin ein großer Fan besonders von Städtereisen und erst kürzlich wäre unser Trip nach Lissabon gewesen.

Weil ich momentan mehr zuhause bin als sonst, habe ich mich nach längerer Zeit dazu entschlossen, ein Buch zu lesen. Das ist etwas, was ich in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt habe. Ich war schon seit langem ein großer Fan von Reiseliteratur, zu meinen Lieblingsautoren gehört Bill Bryson, Lieblingsbuch von ihm ist „Notes from a big country“. Reisebücher, so meine bisherige Erfahrung, sind ein gutes Mittel gegen Fernweh, also momentan besonders angesagt.

Voe einiger Zeit erschien so ein Reisebuch – zwar unglücklicherweise gerade zu Beginn der Pandemie – aber es erweckte dennoch mein Interesse: „Backpacking in Pakistan“. Denn neben dem Ersatz für die eigenen, gestrichenen Reisen geht es hier über einen Trip, den ich als in Watte gepackter Vorsicht-Traveller mit Aufenthalten in recht angenehmen Serviced Apartments eigentlich als zwar nicht vorstellbar für mich empfinde – aber ich bin gerne bereit, meinen Horizont zu erweitern, zumal ich kaum etwas über dieses Land weiß. Außerdem lasse ich mir gerne berichten, wie so ein Trip für andere verlaufen ist.

Nach dem Lesen eines beträchtlichen Teils des Buches bin ich begeistert: Das Buch ist unheimlich kurzweilig geschrieben und sozusagen ein detaillierter, chronologischer Situationsbericht der beiden Reisenden, die sich in ihren Schilderungen abwechseln. Der Humor kommt dabei nicht zu kurz. Pakistan zeigt sich zum einen mit seinen Problemen – die Nichtbeachtung von Frauen bei spontanen Begegnungen finde ich erstaunlich – aber auch als ein faszinierendes Land mit vielen Facetten – von wilder, unwegbarer Natur beim Nanga Parbat bis zur neu angelegten, herausgeputzten Metropole Islamabad. Es ist der Offenheit aber auch Kontaktfreudigkeit und Flexibilität der beiden Autoren zu verdanken, dass der Leser einen vertiefenden Einblick in Pakistan selbst, aber auch seiner Bewohner bekommt. Denn sie geben nicht auf, kämpfen gegen die ausgeprägte Bürokratie des Landes, aber auch gegen die eigene Erschöpfung wenn es darum geht, eine Etappe der Reise so durchzuziehen, wie sie geplant war. Hier also: Großer Respekt von mir!

Alles in allem ist das Buch momentan, wo die dunkle Jahreszeit einzieht und das Wetter draußen schlechter wird (*Floskel on*) eine interessante Abwechslung und jeder, der Pakistan einmal kennenlernen möchte, sollte dieses Buch lesen.