Berliner Architektur

Normalerweise reicht schon ein kurzer Spaziergang in einer Berliner Gegend aus, die man länger nicht besucht hat, um neue Gebäude und noch nicht gesehene interessante Architektur zu finden – weil diese Stadt sich immer neu erfindet und im ständigen Wandel befindet.

Manchmal läuft man aber auch an einem Gebäude vorbei und es fällt einem erst nach mehrmaligem Hinsehen auf, dass es eigentlich doch recht interessant aussieht. So geschehen hier bei dieser (offensichtlich) ehemaligen Fabrik im Osten von Prenzlauer Berg, die – vor allem angestrahlt- sehr hübsch aussieht.

Im Osten was Neues

Der erste warme Tag und fast ganz Berlin strömt in die Außenbereiche der Cafes und Restaurants, die Menschen flanieren in großen Gruppen durch das Zentrum im Osten und nutzen die an diesem Sonntag geöffneten Geschäfte für Shopping und Information.

Als wir Anfang der 00er-Jahre aus dem tiefen Westen nach Berlin zogen, mussten wir uns wettermässig etwas umstellen. Bis zum Umzug hatten wir noch nicht den eiskalten Ostwind kennengelernt, der, aus Russland über Polen hereinkommend, Berlin sehr oft trifft und verursacht, dass die „gefühlt wie“ Temperaturen weit unter den gemessenen Temperaturen liegen und einem manchmal noch bis weit in den Frühling hinein Spaziergänge oder Radtouren leicht vermiesen können. Der Januar und oft auch Februar erscheinen mir sowieso etwas kälter, als ich es in Münster gewohnt war.

Und so ist die Lösung fast generell dass Mitnehmen einer zusätzlichen Kleidungsschicht um für alle Temperaturen gewappnet zu sein.

Brit-Rock

Beim ausverkauften Konzert am heutigen Abend im Frannz Club, Prenzlauer Berg, gab es gleich zwei tolle Bands aus Großbritannien zu sehen: die Newcomer „Victories at Sea“ und die leider immer noch zu wenig bekannten, unterbewerteten „The Boxer Rebellion“.

Ich hatte letztere schon vor Jahren live gesehen und war froh, dass in Gegensatz zu damals der Frannz Club nun ausverkauft war, was eine deutlich bessere Stimmung verursachte. Apropos Stimmung: Ich habe selten eine so gute Stimmung und so viel Applaus bei einer Vorband gesehen wie bei Victories of Sea, die zum ersten Mal Konzerte in Deutschland geben.

The Boxer Rebellion hat seinen Stil beim demnächst erscheinenden Album etwas geändert, weniger elektronisch, mehr akustische Töne. Auch diese, neuen Songs kamen beim Publikum an, sodass das ganze Event richtig gut war.

War da was?

Oscar-Verleihung und im Gegensatz zu früher ist mein Interesse gering. Gelegentliches Umschalten bestätigt, dass das Ganze mal wieder eine zähflüssige Veranstaltung ist, bei der Preise für Filme ausgegeben werden, von denen man zum großen Teil noch nie gehört hat, oder die noch eilig vor der Verleihung in die Kinos geschoben wurden.

Überraschungen gibt es auch kaum welche. Wer unter einer Maske eine historische Persönlichkeit spielt – und das Ganze hat auch noch mit dem zweiten Weltkrieg zu tun – der gewinnt halt. Übrigens spielt auch John Lithgow in „The Crown“ Winston Churchill ganz hervorragend.

So bleibt ein fader Nachgeschmack und die Erkenntnis, nichts verpasst zu haben.

Tropes

Als ich gestern eine neue Serie „Ghost Wars“ auf Netflix sah, schrieb ich nachher in einem Forum, dass es erfreulicherweise wenig Tropes in der Serie gäbe. Anlass, einmal meine Top 3 zu verkünden. Zur Erklärung: Tropes sind Storyelemente, die oft im jeweiligen Genre wiederverwendet werden – und damit leider oft langweilen bzw. zeigen, dass die jeweiligen Drehbuchautoren keine originellere Ideen hatten.

Da wäre also – oft in Romcoms zu sehen – Person A die Person B liebt, Person B weiß das nicht, bekommt einen Job im Ausland und genau bevor sie abfliegt hetzt Person A zum Flughafen und kann Person B für sich gewinnen.

Oder im Krimi / Thriller: Person A besucht Person B und weiß nicht, dass Person B gefährlich ist. Person C will Person A warnen, aber der geht nicht an das Telefon ran.

Und wo ich bei Krimis bin: Der so intensiv mit dem Fall beschäftigte Kommissar, der seine Familie vernachlässigt, sie aber dann vor dem Verbrecher rettet und alles wird gut – das habe ich auch oft gesehen.

Zu wenig Saft im Netz

Eine an das Stromnetz angeschlossene Uhr die schon kurz nachdem sie gestellt worden ist mehrere Minuten nachgeht – wie kann das sein? Diese Frage stellte ich mir in den letzten Tagen, nachdem dies mehrfach geschah.

Des Rätsels Lösung offenbarte sich mir, als ich vorhin einen Artikel las: Der Pegel der Strommenge im Netz schwankt gelegentlich. In letzter Zeit war er niedriger als die übliche Menge. Die Uhren benutzen aber im Prinzip die Spannung / Stärke des Stromflusses als Antrieb für die Taktung. In den letzten Tagen begannen die Uhren also bis zu 5-6 Minuten nachzugehen.

Wer seine Uhr nun aber vorgestellt hat, wird sich wundern – denn es ist geplant das Ganze durch eine höhere Menge auszugleichen. Die so gestellten Uhren werden also vorauseilen und wieder nicht die richtige Zeit anzeigen.

Prenzl-Künstler

Der Prenzlauer Berg besteht nicht nur aus gentrifizierten Wohngegenden, Cafes und Kitas sondern bietet einigen, bedeutenden Künstlern der Gegenwart ein Zuhause oder eine Stätte des Schaffens. Beispiele:

Der dänische Künstler Olafur Eliasson hat schon seit einiger Zeit sein Atelier im Pfefferberg, einer ehemaligen Brauerei, aufgeschlagen. Das Atelier bietet Kunsthistorikern, Grafikern, Filmemachern, Architekten etc. eine Möglichkeit zum Arbeiten. Außerdem werden Workshops angeboten.

Der internationale Künstler Jonathan Meese hat sich ein ehemaliges Wasserpumpwerk ausgesucht, in dem er und seine Mitarbeiter kreativ sind. Wenn man Glück hat, kann man sich seine Werkstätte bei einer der Galeriewochenenden ansehen.

Und dann ist dann noch Ai Weiwei, Chinas wohl bekanntester Dissident und Künstler, der seit einiger Zeit unweit des Bötzowviertels wohnt.

Musik unterm Sternenzelt

Die Londoner Band „Solomon Grey“ erfreut sich seit einiger wachsender Beliebtheit. Spotify hat sie mir schon mehrfach empfohlen und nach intensiven Studium unter anderem ihres neuen Albums „Human Music“ bin ich begeistert. Ihre Musik stellt einen einzigartigen Mix aus Instrumentaler / orchestraler Ambientmusik und schönen, gesungenen Balladen dar, die ein bisschen an Bon Iver erinnern.

Umso erfreulicher, als ich feststellte, dass Solomon Grey demnächst ein Konzert in Berlin haben – und das unter dem Sternenhimmel im Planetarium.

Parallelen

Auf den ersten Blick scheinen die beiden Filme, die ich am heutigen Schlusstag der Berlinale gesehen habe, nicht viel gemeinsam zu haben – auf den zweiten sehr wohl.

Da haben wir zum einen eine US-amerikanische Dokumentation „Your Sisterhood“. Die Regisseurin Irene Lusztig lässt Personen hauptsächlich unveröffentlichte Leserbriefe der feministischen Zeitschrift „Ms.“ aus den siebziger Jahren vorlesen. Interessant: Was hat sich an den Missständen und Problemen von Frauen in der Gesellschaft bis heute verändert, wie ist die Meinung der vortragenden Frauen (zumeist nicht die ursprünglichen Verfasserinnen) dazu?

Der britische Film „The Bookshop“ – auch hier mit Isabel Coixet eine Regisseurin – zeigt uns eine Frau, die einen Buchladen eröffnet und die gegen die gesellschaftliche Ordnung eines kleinen Ortes in den fünfziger Jahren aufbegehrt. Ein zumeist sentimentaler Film, der mit exzellenten Schauspieler*innen besetzt ist.